Im Frühsommer 2011 reiste ich das erste Mal allein. Mit großem Rucksack, Zelt, Zug und Bus ging‘s an die Côte de Granit Rose, die rosa Granitküste, in der nördlichen Bretagne. Mit im Gepäck Aufregung und jede Menge Vorfreude. Wie würde es sein, neun Tage allein unterwegs? Morgens um kurz nach fünf fuhr ich mit der Straßenbahn in die Stadt, mit dem Zug nach Mannheim, Umstieg, weiter nach Paris. Metro, TGV, Vorortbahn, Linienbus. Um halb fünf nachmittags kam ich an der Bushaltestelle an und blickte aufs Meer hinaus. Machte die paar Schritte zum Zeltplatz und setzte den Rucksack ab. Angekommen. Wirklich und tatsächlich.
Begonnen hatte diese Reise allein im Kopf schon Jahre zuvor. Ich war mit zwei Kommilitoninnen Ende des Studiums in Nordirland. So viel Spaß wir gemeinsam hatten, so sehr spürte ich, dass Reisen auch anders geht. Dass ich intensiver und unabhängiger unterwegs sein wollte. Näher dran am Leben und an mir.
In Belfast unterhielt ich mich im Hostel mit einer jungen Frau. Woher kommst du? Wohin gehst du? Mit wem reist du? Ich erzählte ihr von unserer Dreiergruppe. Sie sagte: „I’m travelling on my own.“ – Was ich mir mit: „Ich reise mit mir selbst“ übersetzte. Diese Worte hallten in mir nach. Ließen mich nicht mehr los. „Mit mir selbst reisen.“ „Alleine losziehen…“
Auf die erste Reise allein in die Bretagne folgten viele weitere. Mal in Deutschland, oft im europäischen Ausland. Bis wieder diese Stimme in mir anfing zu flüstern… Sie erzählte von wilden Stränden, rauen Bergen und vom Regenwald. Immer wieder vom Regenwald. Sie erinnerte mich an den Traum, den ich so lange schon hatte. Nach Madagaskar. In den Regenwald. Zu den Lemuren.
Im Buchhandel kaufte ich einen Reiseführer. Las. Schaute mir die Bilder an. Träumte mich in die Ferne… Stellte das Buch in den Schrank. Arbeitete weiter.
Dann meldete ich ein Sabbatical an.
Und ich reiste nach Madagaskar.
Darauf folgten Patagonien und Feuerland. Mexiko, Neuseeland… Weit weg, mit und bei mir selbst und draußen. Und im Wald. Immer wieder im Regenwald. Intensive Begegnungen mit Tieren, Wäldern, Menschen und ihren Geschichten. Die Möglichkeit zu lernen und meinen Blick auf die Welt zu verändern.
Mit dabei immer Notizbuch, Kamera, Kakao und Schlafsack. Obwohl gerade der, wie ich feststellen durfte, im tropischen Regenwald auch mal ganz schön warm werden kann…
Als ich im Frühsommer 2011 ins Zelt kroch und mich in den Schlafsack kuschelte, fühlte ich mich weit weg und frei. Und ich wusste, dass ich immer wieder aufbrechen würde und in die Welt hinausziehen wollte.
Meine Geschichten handeln vom Aufbrechen, vom Ankommen, intensiven Begegnungen und – ganz klar – den Regenwäldern.