Gestern, auf dem Marktplatz in der Sonne, war ich mit einer Freundin Kaffeetrinken. Wir saßen draußen an einem kleinen Tisch und unterhielten uns. Kamen auf meine Liebe zu den Regenwäldern und den Titel meines Buchs „Der Ruf der Lemuren“ zu sprechen. „Sag mal, was sind denn jetzt eigentlich Lemuren?“

Ich griff nach der Kaffeetasse, trank einen Schluck. Brauchte Zeit, um nachzudenken. Die Frage wurde mir schon oft gestellt. Trotzdem fand ich es schwer, sie richtig zu beantworten, denn Lemuren sind eben ganz anders als viele andere Tierarten – und dennoch gar nicht mal so fern mit uns verwandt.

Der Kaffee entfaltete seine Wirkung, ließ mich an den bockstarken, klebrig süßen schwarzen Kaffee in der kleinen Emaille-Tasse denken. An das weiche, von den Blättern gefilterte Licht im Regenwald. Plötzlich bin ich wieder ganz weit weg…

Sehe Papa-Indri und Sohn-Indri beim Toben an der Liane im Regenwald von Madagaskar zu.

Indris sitzen gerne direkt m Baumstamm und halten sich an ihm fest.

Lemuren kommen ursprünglich nur auf Madagaskar vor

Durch die Insellage, Madagaskar trennte sich vom afrikanischen Kontinent vor 150 Millionen Jahren und vom indischen Subkontinent vor 90 Millionen Jahren, entstanden auf der Insel extrem viele endemische Tier- und Pflanzenarten. D.h. Tier- und Pflanzenarten, die nur hier vorkommen. Etwa 80 Prozent der auf Madagaskar lebenden Säugetierarten sind endemisch. Hierzu zählen auch die Lemuren.

Fast alle Lemuren sind Baumbewohner

Fressen, Schlafen, Interaktion – alles findet in der Baumkrone statt.

Papa-Indri lässt im Spiel eine Hand los und den Arm locker herabhängen. Ich blicke auf seine Hand, dann auf meine Hand und wieder zurück auf seine Hand und schlucke. Lange schmale Finger, ein Handteller – so ähnlich…

Die Hand eines Indris sieht der Hand eines Menschen sehr ähnlich.

Lemuren zählen zu den Primaten

Lemuren sind Säugetiere, die nur auf Madagaskar vorkommen. Sie zählen zu den Primaten, wie wir. Die Primaten werden in Feuchtnasenprimaten und Trockennasenprimaten eingeteilt. Menschenaffen, wie beispielsweise der Orang-Utan und der Schimpanse, aber auch der Mensch zählen zu den Trockennasenprimaten. Die Lemuren werden zu den Feuchtnasenprimaten gezählt.

Vater und Sohn gehören den Indris an, der größten Lemurenart. Indirs sind tags wach und aktiv – wie wir. Doch das ist nicht bei allen Lemuren der Fall.

Die Mehrzahl der Lemurenarten ist nachtaktiv

Vermutlich waren schon ihre Vorfahren nachtaktiv. Typisch Nachttier haben diese Arten sehr große Augen. Die Tage verbringen diese Tiere schlafend, je nach Art unterschiedlich in einem Nest aus Blättern, in Astgabeln oder in Baumhöhlen.

Indris fressen fast zu drei Vierteln Blätter. Doch das ist nicht bei allen Lemuren der Fall.

Die Zusammensetzung der Nahrung der Lemuren ist je nach Art verschieden

Viele Arten ernähren sich von Knospen, Blättern, Pflanzenteilen und Nektar. Andere von Insekten und Spinnen, Tausendfüßern, … Oft ist die Zusammensetzung der Nahrung je nach Jahreszeit verschieden. Klar, es kann nur gefressen werden, was gerade verfügbar ist.

Doch ob Indri oder kleinem nachtaktivem Mausmaki – als Baumbewohner sind Lemuren völlig auf ihren Lebensraum, den tropischen Regenwald Madagaskars, angewiesen.

Mausmakis haben als Nachttiere sehr große Augen.

Ich trinke nochmal einen Schluck Kaffee – irgendwas ist anders. Irritiert mich. Klar. Der Kaffee schmeckt milchig. Cappuccino.

Ich blinzelte in die Sonne, zurück auf dem Marktplatz.

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